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Versagen der Wirtschaftspläne hinter dem Druck der BJP auf religiöse Minderheiten

10:29 - May 31, 2022
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TEHERAN (IQNA) – Ein Professor der Politikwissenschaften glaubt, dass das Versagen der Wirtschaftspläne der indischen Regierung der regierende BJP-Partei dazu gezwungen hatte, Druck auf religiöse Minderheiten, einschließlich Muslime, auszuüben.

Narendra Subramanian, ein Professor der Politikwissenschaften an der McGill Universität, erzählte IQNA in einem exklusiven Interview: „Die BJP versucht die Rechte und Mittel religiöser Minderheiten zu verringern, unabhängig von dem Ausmaß des Erfolgs der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Angebot effektiver Führung. Ihre wirtschaftlichen Strategien waren über die letzten fünf Jahre hinweg erfolglos gewesen, und das hat ihre Neigung, die hinduistische Kultur und politische Hegemonie zu betonen, verstärkt.“

In den letzten Jahren hatten Rechtsaktivisten in Indien vor der Diskriminierung durch hinduistische Nationalisten und Druck auf Muslime und die Unterstützung durch die BJP gewarnt. Um mehr Licht auf diese Sache zu werfen, hatte IQNA Subramanian, der indischen Ursprungs ist, über die Wurzeln dieses Drucks diskutiert.

Narenda Subramanian ist Professor an der McGill Universität. Er erforscht die Politik des Nationalismus, Ethnizität, Religion, Gleichstellung sowie Rassen aus komparativer Sicht, wobei er sich vorwiegend auf Indien konzentriert. Subramanians erstes Buch Ethnizität und Mobilisation durch Populisten: Politische Parteien, Bürger und Demokratie in Südindien, Oxford University Press, 1999, untersucht, warum die Mobilisation mittlerer und niedrigerer Statusgruppen durch Sprachdiskurse und Kasten Demokratie und Toleranz in Südindien stärkten.

Sein zweites Buch Nation und Familie: persönliches Gesetz, kultureller Pluralismus und gleichgestellte Bürgerschaft in Indien, Stanford University Press, 2014, verfolgt den Kurs der persönlichen Gesetze, die das Familienleben unter den größeren religiösen Gruppen Indiens beherrschen.

 

Hier ist der volle Text des Interviews:

IQNA: Seitdem Narenda Modi in Indien an der Macht ist, haben wir einen zunehmenden Druck auf religiöse und ethnische Minderheiten in diesem Land beobachtet. Was ist der Grund für diesen Druck?

Subramanian: Der Druck lastet vor allem auf religiösen Minderheiten, vor allem Muslimen und Christen. Die hinduistische nationale Bewegung, aus der die herrschende Bharatiya Janata Partei entsprang, hat Indien als eine ausschließlich hinduistische Nation fest definiert und benachteiligt Anhänger von Religionen, die ihren Ursprung außerhalb Südasiens haben.

Während die BJP zwischen 1998 und 2004 die größte Patei im Parlament war, war sie durch das Regieren in Allianz mit anderen Parteien eingeschränkt. Seit 2014, als Modi zum Premierminister ernannt wurde, hat die BJP eine absolute Mehrheit an Parlamentssitzen, welche die Partei dazu verwendet, ihre Neigung, Andere auszuschließen, besonders gegen Muslime und Christen auszuspielen.

IQNA: Warum setzt die BJP auf extremen hinuistischen Nationalismus in einem Land, dass für das friediche Nebeneinander verschiedener Religionen bekannt war?

Subramanian: Indien enthält, wie die meisten anderen Länder, Kräfte verschiedener sozialer und politischer Orientierungen. Einige Bewegungen und Parteien haben die Koexistenz verschiedener religiöser Gruppen betont.

Dies war mit dem Indischen Nationalkongress  (Kongresspartei), der in Indien entweder alleine oder in Allianz mit anderen Parteien während eines großen Teils der Postkolonialzeit geherrscht hatte, obwohl die Partei von Zeit zu Zeit gewisse religiöse Minderheiten ausgeschlossen hatte, weitestgehend der Fall gewesen.

Die BJP und seine Vorgängerorganisationen hatten beständig den Hindus sozialen und politischen Vorzug gegeben und verlangt, besonders Muslime und Christen auszuschließen, wobei sie eher dazu geneigt war, Anhänger von nicht-hinduistischen Religionen aus Südasien, wie Sikhismus, Buddhismus und Jainismus, zu akzeptieren.

IQNA: Was war der Hauptgrund dafür, dass die BJP in Indien an die Macht kam?

Subramanian: Der Hauptgrund ist die effektive kulturelle und politische Mobilisation verschiedener hinduistischer Gruppen, wlche über die letzten Jahre hinweg mehr unter Sprach- und Kastengruppen erfolgreich gewesen war. Andere Gründe sind ihre organisatorische Stärke, der Rückgang der der vormals dominanten Kongresspartei und die Einschränkungen der meisten anderen Parteien in gewissen Regionen in Indien.

IQNA: Einige glauben, dass die Aktionen der BJP gegen Muslime und andere religiöse Minderheiten in Indien eine Folge des Unvermögens der Partei sei, die wirtschaftlichen und politischen Probleme Indiens zu lösen. In wie weit ist diese Ansicht wahr?

Subramanian: Die BJP versucht die Rechte und Mittel religiöser Minderheiten zu verringern, unabhängig von dem Ausmaß des Erfolgs der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Angebot effektiver Führung. Ihre wirtschaftlichen Strategien waren über die letzten fünf Jahre hinweg erfolglos gewesen, und das hat ihre Neigung, die hinduistische Kultur und politische Hegemonie zu betonen, verstärkt.

IQNA: Was ist die ideologische Basis der Hindutva-Bewegung in Indien, und warum ist so beliebt?

Subramanian: Hindutva oder die Ideologie, ein Hindu zu sein, ist um die Vision von Indien als eine primäre oder exklusive hinduistische Nation gebaut. Dies ist sowohl eine kulturelle als auch politische Vision. V.D. Savarkar, ein früher einflussreicher hinduistisch-nationalistischer Führer, definierte Hindu mit Bezug auf kulturelle und territoriale Zugehörigkeit- mehr ein Blick auf Indien als Vaterland und heiliges Land- nicht auf religiösen Glauben und Religionsausübung.

Während diese Ansicht bemerkenswerterweise Nicht-Hindus, die diese Ansicht teilen, mit einschließt, hat sie den Effekt, dass die Nationaltreuen, deren religiöse Gefühle sie an Ereignisse und Geschichten außerhalb Indiens binden, verdeckt werden. Einige hinduistische Nationalisten wie Golwalkar, der die Rashtriya Swayamsevak Sangh über dreißig Jahre lang geführt hatte, sagte offen, dass sie schon immer wollten, dass Muslime zweite-Klasse-Bürger sind, deren Status ähnlich der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus ist.

IQNA: Wie sehen Sie die Zukunft für Indien unter dem gegenwärtigen Vorgehen der BJP?

Subramanian: Aus der Sicht der BJP ist Indien eine vornehmlich hinduistische Nation. Die Partei hatte bei den letzten Wahlen 2019 nur 37,4% der Stimmen erreicht, erhielt aber trotzdem bei den Parlamentssitzen die absolute Mehrheit, weil die restlichen Stimmen unter einer Vielfalt von Parteien aufgesplittert worden war.

Die BJP bleibt die effektivste Partei hinsichtlich der Mobilisierung von Wählern. Die anderen Parteien haben entweder geringere Finanzhilfen oder sind schwächer organisiert und haben nicht effektiv genug zusammengearbeitet, um sich der BJP entgegenzustellen. Diese Umstände machen es wahrscheinlich, dass die BJP an der Macht bleiben wird, obwohl sie das Land nicht effektiv regiert hat und die Entwicklung innerhalb des letzten Jahrzehnts abgenommen hat.

 

Das Interview führte Mohammad Hassan Goodarzi

 

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